- Gall
- Gạll,1) Ernst, Kunsthistoriker, * Danzig 17. 2. 1888, ✝ München 5. 8. 1958; war 1930-45 Direktor der preußischen, 1946-53 der bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten. 1947 wurde er Professor an der Universität München. Gall trat besonders durch systematische Untersuchungen zur mittelalterlichen Baukunst hervor. Er war Mitverfasser (Herausgeber der Neubearbeitung) von G. Dehios »Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler« (ab 1935), Herausgeber des »Jahrbuchs für Kunstwissenschaft« (1923-58) und des »Reallexikons zur deutschen Kunstgeschichte« (ab 1952, mit L.-H. Heydenreich).2) Franz Joseph, Mediziner, * Tiefenbronn (bei Pforzheim) 9. 3. 1758, ✝ Montrouge 22. 8. 1828; zunächst Arzt in Wien; begründete hier die nach ihm benannte »Schädellehre« (von ihm Organologie oder Kraniologie beziehungsweise Kranioskopie genannt; erst sein Schüler G. Spurzheim führte die Bezeichnung Phrenologie ein). Galls Lehre erregte damals großes Aufsehen und wurde schließlich (1802) in Deutschland verboten. Dies veranlasste Gall, 1807 nach Paris überzusiedeln, wo er zahlreiche Anhänger fand. Während Galls phrenologisch-physiognomische Studien auch heute noch umstritten sind, erwiesen sich seine morphologisch-physiologischen Arbeiten als zum Teil für die Gehirnforschung überaus wertvoll. Gall legte eine umfangreiche Schädelsammlung an, die sich heute im Musée de l'Homme in Paris befindet.Werk: Anatomie et physiologie du système nerveux en général et du cerveau en particulier, 4 Bände (1810-19).C. A. F. Blondel: La psycho-physiologie de G. (Paris 1914);3) Lothar, Historiker, * Lötzen 3. 12. 1936; Professor in Gießen (1968-72), Berlin (West) (1972-75) und Frankfurt am Main (seit 1975). Gall wurde 1977 Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1978 der Kommission für die Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien und war 1992-96 Vorsitzender des Verbandes der Historiker Deutschlands. Er befasste sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte des Bürgertums und des Liberalismus im 19. und 20. Jahrhundert. Herausgeber der »Historischen Zeitschrift« (seit 1975) und der »Enzyklopädie deutscher Geschichte« (1988 ff., auf 100 Bände berechnet).Werke: Benjamin Constant. Seine politische Ideenwelt und der deutsche Vormärz (1963); Der Liberalismus als regierende Partei (1968); Bismarck. Der weiße Revolutionär (1980); Europa auf dem Weg in die Moderne, 1850-1890 (1984); Bürgertum in Deutschland (1989); Von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft (1993).Herausgeber: Das Bismarck-Problem in der Geschichtsschreibung nach 1945 (1971); Die großen Deutschen unserer Epoche (1985); Vom alten zum neuen Bürgertum. Die mitteleuropäische Stadt im Umbruch 1780-1820 (1991); Stadt und Bürgertum im Übergang von der traditionalen zur modernen Gesellschaft (1993).
Universal-Lexikon. 2012.